Menschen im Weiherviertel
Bregenz ist eine Stadt voller Gesichter und Geschichten – und sie lebt durch ihre Menschen. Genau diese stehen im Mittelpunkt der neuen Initiative „Menschen in Bregenz“. Den Auftakt macht das Weiherviertel. In kurzen, authentischen Porträts werden Menschen aus den unterschiedlichsten Lebensbereichen vorgestellt – bewusst vielseitig und zufällig ausgewählt, um die ganze Bandbreite der Bregenzer Stadtgesellschaft abzubilden. Die Initiative entsteht in enger Zusammenarbeit mit dem Bregenzer Stadtmarketing und der PRISMA Unternehmensgruppe, die sich seit Jahren für lebendige Stadtentwicklung und innovative Quartierskonzepte einsetzt.
Amon Vogel
Heuer feiert Amon Vogel sein 25-Jahres-Jubiläum als Unternehmer. 1994 ging er von Lauterach nach Wien, studierte zunächst Betriebswirtschaftslehre und schwenkte nach einigen Semestern um. „Wirtschaftsinformatik hat mich dann doch mehr interessiert“, erzählt er lächelnd.
Er gründete noch in seiner Studienzeit mit NETengine ein Unternehmen, das heute hauptsächlich Websites und Webapplikationen entwickelt. Bis 2012 war die Firma in Wien angesiedelt – was für ihn erhebliche Pendelei bedeutete. Denn der Kontakt in die Heimat war nie abgerissen: 2005 zog Vogel mit seiner Partnerin ins Bregenzer Weiherviertel, wo die beiden die Eigentumswohnung seiner Schwiegermutter übernahmen. „Die Fahrerei war an einigen Tagen schon extrem“, erinnert sich Vogel, „manchmal ging es morgens für einen Termin nach Wien und abends wieder zurück.“

URBAN UND FAMILIENTAUGLICH
Amon Vogel kam mit seiner Agentur nach Bregenz – zunächst in die Rathausstraße, dann an den heutigen Standort in der Kornmarktstraße. Die Wege wurden erheblich kürzer, das Auto fast überflüssig: „Eigentlich steht es nur rum, meistens bin ich zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs.“ Das schätzt er sehr am Weiherviertel. „Ich bin mitten in der Stadt und doch nicht mittendrin, es ist Stadt und doch nicht Stadt. Bäcker, Stammkneipe, See und Büro – alles um die Ecke. Ich mag die Hochhäuser und die Tatsache, dass hier viele Leute herumwuseln. Das Viertel hat für mich eine extreme Lebensqualität“, sagt er. Ein weiterer Pluspunkt ist die Nähe zum See, was für einen passionierten Segler wie ihn doppelt zählt. Fast logisch, dass er auf der Suche nach einer neuen Wohnung wieder in „seinem“ Viertel landete. 2015 war Tochter Jona auf die Welt gekommen, die junge Familie brauchte etwas mehr Platz. Doch die Recherche war sehr zäh. Ein glücklicher Zufall brachte sie zur neuen Bleibe – im gleichen Haus wie zuvor.

ZUSAMMENHALT WÄCHST
Als vor einigen Jahren das Thema Quartiersentwicklung aufkam, suchte er das Gespräch mit dem Projektbetreiber Prisma und engagierte sich bald in der Interessensgemeinschaft Weiherviertel. „Mir geht es darum, die Räume zwischen den Häusern zu beleben und die ‚Autowüste‘ zu beenden. Wenn die Leute zusammenkommen, profitieren alle davon.“ Ein erster positiver Impuls war das gemeinsame Hoffest im September 2023, das Vogel erfolgreich mitorganisierte: Viele Nachbar:innen und auch viele externe Gäste kamen. Im Herbst wird es das nächste Hoffest geben. Öffentlich zugängliche Begegnungsplätze fehlen ihm ein bisschen – den Weiherpark nutzen fast ausschließlich Eltern mit ihren Kindern. Wichtige „Leuchttürme“ bleiben aus seiner Sicht die Stadtbibliothek und der Schachclub – sie bringen auch Leute von außerhalb ins Viertel. Dort hat er in letzter Zeit einen größeren Zusammenhalt wahrgenommen. „Projektentwickler Christian Dosch von der Prisma hat da einiges angeschoben“, lobt Amon Vogel. Zu diesen Initiativen zählt er das neue Honolulu Hotel – inklusive Büros sowie Bewirtung drinnen und draußen – an der Ecke zur Montfortstraße: „Etwas Subkultur, ein bisschen Underground tut Bregenz gut.“
VON ANGESICHT ZU ANGESICHT
Bei seiner Firma NETengine, die über die Jahre zur GmbH geworden ist, setzt Amon Vogel gemeinsam mit vier Kolleg:innen Web-Projekte unterschiedlichster Größenordnung um. Den Kund:innen bietet das Unternehmen den kompletten Service aus einer Hand: Beratung, Konzept, Gestaltung, Umsetzung und laufende Betreuung. Über ein Kieferorthopädie-Zentrum in Ipswich (England) über Hotels am Arlberg oder im Bregenzerwald, die Stadt Feldkirch und einen österreichischen Top-Skispringer führt der Weg immer wieder nach Bregenz, wo NETengine beispielsweise auch den Online-Auftritt der Landeshauptstadt gestaltet. Im Vorjahr erregte eine spezielle Website im Auftrag des vorarlberg museum Aufmerksamkeit. Mit ihr sollen Sechs- bis Zwölfjährige altersgerecht angesprochen werden. Der verhältnismäßig kleine geographische Radius der Geschäftspartner:innen wirkt angesichts der Branche, des weltumspannenden Internets mit ebensolchen Business-Optionen, zunächst überraschend. Doch dahinter steckt eine klare, sympathische Philosophie: „Wir sind gerne direkt vor Ort bei unserer Kundschaft. Das ist die Basis für eine gute Zusammenarbeit. Face-to-face passiert viel“, erklärt Vogel. „Das gilt auch in der heutigen Zeit noch.“
Text: Thorsten Bayer