Architekturpartnerschaften
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Wie es gelingt Kommunikation zu fördern

Bettina Maier-Ortner
20. August 2025 09:00 Uhr

Sie sind ein international tätiges Architekturbüro mit Wurzeln in Vorarlberg: Architekt Dipl. Ing. Martin Höck von Dietrich | Untertrifaller Architekten erklärt im Interview, was Architektur heute und in Zukunft ausmacht. Das Team aus über 140 Mitarbeiten

Martin Höck, Sie haben bereits einige Standorte zusammen mit der PRISMA Unternehmensgruppe realisiert. Was waren bei der Realisierung jeweils die Herausforderungen an die Architektur (z.B. der Umgebung, städtebauliches Gefüge etc.), die es für ihr Büro zu meistern galt?

Was wir an den gemeinsamen Projekten mit PRISMA sehr schätzen, ist die städtebauliche Herangehensweise. Es wird hier nicht versucht, auf der „grünen Wiese“ Projekte zu realisieren sondern ganz gezielt innerstädtische Flächen, Brachen und Bestandsobjekte ausgewählt, an denen dann je nach Möglichkeit mit dem Bestand weitergearbeitet oder eine Nachverdichtung geschaffen wird. Die Gestaltung des Freiraums hat in den Projekten einen hohen Stellenwert. So schafft man es Orts- und Stadtkerne zu stärken, neue Impulse in Stadtquartieren (wie bei ACHT ZWEI VIER in Salzburg Liefering) und Stadtteilen zu setzen und dabei die Flächenversiegelung gering zu halten. 

Welche Stärken der Architektur sind ihrer Meinung nach in diesen Projekten zu nennen? Welche Besonderheiten und Alleinstellungsmerkmale konnten hier umgesetzt werden?

Wir stehen für ehrliche und echte Materialien, wir wollen das konstruktive und gestalterische Prinzip unserer Gebäude lesbar und erlebbar machen. Wir stehen für eine klare und reduzierte Architektur. Die Kommunikation zwischen den Nutzer:innen, dem, was in den Gebäuden passiert mit dem Quartier und dem Stadtteil – all dies versuchen wir mit unserer Architektur zu stärken. 

So konnten wir gemeinsam mit AICHER Architekten mit unserem Projekt STADTWERK West, dem letzten Baustein am STADTWERK Areal in Salzburg, ein offenes und lebendiges Quartier mit unterschiedlichen Nutzungen, mit drei Stadthäusern mit Büro- und Wohnnutzung und lebendiger Erdgeschoßzone ergänzen. Ein gegliedertes Fassadenkleid aus Betonfertigteilen bildet ein adäquates Gegenüber für das STADTWERK Hochhaus. 

Bei unserem laufenden Projekt Schlossquartier Singen, das wir ebenfalls gemeinsam mit AICHER Architekten bearbeiten, wird angrenzend an das Schloss mit dem charmanten Schlossgarten ein neues Quartier zum Wohnen und Arbeiten geschaffen. Die innerstädtische Lage und die direkte Anbindung an den Schlossgarten als großzügigen und wunderbaren Naherholungsraum sind dort einzigartig. Wir dürfen hier darüber hinaus mit einer alten Remise als Nebengebäude des Schlosses arbeiten, und diese erhalten und in unser Projekt integrieren. Diese Chancen erfordern eine sensible Herangehensweise und ein behutsames Arbeiten mit dem Bestand. 

Wir stehen für ehrliche und echte Materialien, wir wollen das konstruktive und gestalterische Prinzip unserer Gebäude lesbar und erlebbar machen.
Architekt Martin Höck
Derzeit wird das Projekt ACHT ZWEI VIER umgesetzt. Was ist an diesem Projekt besonders hervorzuheben, welche charakteristischen Eigenschaften werden bestechen?

Das Projekt ACHT ZWEI VIER, das wir gemeinsam mit Lindle Bukor als Landschaftsplaner:innen bearbeiten, wird ein besonderer Stadtbaustein – am Eingang zum urbanen und vielfältigen Stadtteil Lehen bildet es mit dem Hochpunkt an der Kreuzung einen Auftakt. Gleichzeitig knüpft das Projekt an den dörflicheren Stadtteil Liefering an. Dies spiegelt sich in der Geschossigkeit der drei Baukörper (ACHT ZWEI VIER) wieder. Dazwischen spannt sich ein offener Platz auf, der die Wegeführung für Fußgänger:innen stärkt und eine hohe Aufenthaltsqualität bietet. 

Eine weitere Besonderheit bei diesem Projekt ist die Offenlegung der Altglan. Der Bach lief bislang verrohrt unter der ehemaligen Bebauung durchs Grundstück. Wir legen den Bach um und öffnen ihn und machen ihn erlebbar, Holzdecks im Garten laden zum Verweilen an der Altglan ein. 

Wohin geht ihrer Meinung nach die Reise und damit auch die Architektur was z.B. neues Arbeiten, neue Wohnformen, Digitalisierung oder Nachhaltigkeit anbelangt?

Gerade die Pandemiejahre haben uns gezeigt, dass wir Wohnen, Arbeiten und Digitalisierung nur gemeinsam denken können und müssen. Wir brauchen durchmischte Quartiere und vor allem auch nutzungsoffene Strukturen, die sich über die Jahre verändern dürfen und sollen. 

Das Thema Nachhaltigkeit hat für uns einen hohen Stellenwert. Wir kommen als Büro durch unsere Wurzeln in Vorarlberg sehr stark aus dem Holzbau und dem Handwerk. Gerade das Arbeiten im und mit dem Bestand ist aus unserer Sicht ein großer Faktor, um die Neuversiegelung zu reduzieren. Für jedes Bestandsgebäude wurde bereits Energie aufgewendet um dieses zu bauen, es gibt keine nachhaltigere Lösung als Leerstand zu aktivieren und nutzbar zu machen. 

Wie funktioniert aus ihrer Sicht eine langjährige Partnerschaft?

Eine langjährige Partnerschaft basiert auf Vertrauen und gemeinsam Wertevorstellungen. Gemeinsame Wertevorstellungen in inhaltlicher Art und Weise – Quartiersentwicklung, Inklusion, Ästhetik, Nachhaltigkeit. Gemeinsame Wertevorstellungen aber auch im Umgang miteinander – Bauprojekte erfordern in der Regel eine mehrjährige Auseinandersetzung von den ersten Gesprächen und Studien bis zur Fertigstellung, hier ist für uns ein guter und wertschätzender Umgang auf der menschlichen Ebene wichtig. 

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