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#zuversicht

#zuversichtsgespräch mit Much Untertrifaller

Julia Wiesenegger
23. Oktober 2025 08:00 Uhr

Das #zuversichtsgespräch mit Much Untertrifaller zeigt, wie Mut, Leidenschaft und klare Visionen unsere Städte von morgen prägen können. Im Dialog mit PRISMA Vorstand DI Bernhard Ölz spricht der freie Architekt darüber, warum Zuversicht, Qualität und kreative Neugier entscheidend sind, um Wandel als Chance zu begreifen und lebenswerte Räume zu gestalten.

Dietrich Untertrifaller Architekten zählt mit rund 160 Mitarbeitenden an fünf Standorten – Bregenz, Wien, München, St. Gallen und Paris – zu den führenden Architekturbüros im europäischen Raum. Das Büro steht für klare Architektur, nachhaltige Konzepte und eine zukunftsorientierte Haltung, die den Menschen und die Qualität des Raums in den Mittelpunkt stellt. Neben Much Untertrifaller tragen auch die Partner Patrick Stremler und Dominik Philipp maßgeblich zu den Projekten und der Philosophie des Büros bei. 

Bei uns in der PRISMA Unternehmensgruppe ist Zuversicht ein zentraler Wert. Unser Anspruch ist es, konstruktiv in die Zukunft zu blicken und aktiv positive Impulse zu setzen. Wir sind überzeugt, dass Zukunft gestaltbar ist, insbesondere dann, wenn Menschen mit Engagement und klaren Visionen vorangehen. Was stimmt dich persönlich zuversichtlich, dass wir diese Entwicklungen nicht nur bewältigen, sondern aktiv und positiv mitgestalten können?

Ich bin überzeugt davon, dass man selbst aktiv werden muss. Wie du gesagt hast: Es gibt immer Gründe, zuversichtlich und optimistisch zu sein. Ich bin von Natur aus Optimist und habe mir immer zugetraut, Herausforderungen anzunehmen und neue Wege zu gehen. Mit Mut und einer klaren Vision lässt sich immer noch viel bewegen. Gerade in Zeiten, in denen sich Märkte verändern, zeigt sich, welche Ideen wirklich Substanz haben. Der Wert von Qualität und durchdachten Lösungen wird dann umso deutlicher erkannt und es entsteht Raum für Neues. Das ist für mich ein echter Grund zur Zuversicht.

Der Strukturwandel durch Deindustrialisierung ist für uns kein neues Thema. Für die PRISMA Unternehmensgruppe war er immer auch eine Chance, zum Beispiel bei der Revitalisierung der ehemaligen Huber Kleiderfabrik in Götzis zum heutigen Quartier Am Garnmarkt oder bei der Neunutzung der Rauchmühle in Salzburg. Heute beobachten wir eine ähnliche Entwicklung: Digitalisierung und KI eröffnen neue Freiräume, sowohl im übertragenen Sinn als auch ganz konkret im städtischen Raum. Wie schätzt du diese Entwicklung ein, und welche Chancen ergeben sich daraus für die Stadtgestaltung?

Der Fokus verlagert sich zunehmend auf den Erhalt und die Weiterentwicklung des Bestands. Das ist ein spannendes Thema, denn die intensive Beschäftigung mit Bestandsgebäuden ermöglicht oft einzigartige und innovative Lösungen. Umnutzungen gewinnen dabei immer mehr an Bedeutung etwa die Umwandlung von Büros in Wohnraum, von Garagen in Wohnungen oder von Industrieflächen in Bürogebäude. Diese vielfältigen Transformationen prägen die Zukunft und unser Metier. Wenn ich kurz auf KI eingehen darf: KI ist ein hilfreiches Instrument, stößt bei komplexen Prozessen wie diesen jedoch an Grenzen. Die Weiterentwicklung muss neu gedacht werden, denn eine fertige Lösung existiert nicht. Eine kreative, fundierte menschliche Herangehensweise bleibt unverzichtbar.

Du bist seit vielen Jahren in der Stadtgestaltung und Architektur tätig – einer der bedeutendsten Köpfe nicht nur in Österreich, sondern europaweit. Woher schöpfst du deine Energie?

Meine Energie kommt aus dem unstillbaren Interesse, Räume zu schaffen. Sobald ein neues Projekt auf dem Tisch liegt, habe ich oft schon am Abend die erste Lösung parat. Meine Mitarbeiter_innen kämpfen dann manchmal mit mir, weil ich schon genau weiß, wie wir es umsetzen können.

(lacht) Das kenne ich irgendwoher.

Selbst, wenn ich mir vornehme, es etwas ruhiger anzugehen, überwiegt immer wieder der Drang, räumlich etwas zu gestalten. Das ist für mich einfach spannend. Deshalb arbeite ich nach wie vor sieben Tage die Woche, weil mich das Thema einfach nicht loslässt.

Wie sieht für dich die Stadt der Zukunft aus? Was lässt dich optimistisch sein, dass sich unsere Städte positiv entwickeln?

Es bewegt sich derzeit viel in den Städten, auch wenn sich diese Prozesse regional sehr unterschiedlich gestalten. In Paris erlebe ich derzeit, welchen positiven Einfluss entschlossene Maßnahmen für die städtische Entwicklung haben können. Kürzlich hat die Bürgermeisterin entschieden, 500 Straßen für den Autoverkehr zu sperren. Da steigt enorm die Lebensqualität. Ich bin der Ansicht, dass insbesondere im Bereich Mobilität ein grundlegender Wandel bevorsteht. In Regionen wie Vorarlberg ist das Auto derzeit noch stärker Teil des Alltags als in Metropolen wie Paris, aber auch hier wird sich das ändern. In diesem Zusammenhang sehe ich das Konzept der Stadt der kurzen Wege als zentralen Leitgedanken. Eine Stadt, in der Wohnen, Arbeiten und Einkaufen in unmittelbarer Nähe möglich sind, wie es im Modell der 15-Minuten-Stadt vorgesehen ist.

Du bringst spürbar viel Energie und Leidenschaft für das Thema mit. Was treibt dich an? Was motiviert dich, aktiv an der Gestaltung von Stadt mitzuwirken? Gibt es ein inneres Bild oder eine Vorstellung, die dich dabei leitet?

Das Bild ist vielleicht etwas vage, aber Lebensqualität steht für mich klar im Mittelpunkt. Das bedeutet Qualität am Arbeitsplatz, ein gutes Zuhause sowie Begegnung und Kommunikation – in ganz unterschiedlichen Formen. Gerade in unseren Breitengraden wird dieser Aspekt oft unterschätzt. Wenn man hingegen in ärmere Regionen der Welt blickt, spürt man häufig eine viel größere Lebensfreude, trotz ganz anderer Herausforderungen. Mich interessiert vor allem der Weg dorthin. Es geht mir weniger um ein fertiges Bild, sondern um die Entwicklungen, die auf diesem Prozess aufbauen.

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